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Wie Konfiguratoren die Baubranche erobern

Autor: Klaus Pilsl

In einer Welt, die sich rasant digitalisiert, stehen die Bau- und Bauelemente-Branchen an einem entscheidenden Wendepunkt. Jahrelang verließen sich diese traditionell geprägten Sektoren auf bewährte Methoden – doch die Zeiten ändern sich, und die Unternehmen stehen heute unter hohem Druck. Die Einführung von Produktkonfiguratoren markiert eine Revolution, die die Art und Weise, wie wir bauen und gestalten, grundlegend verändert. Während der Hammer und das Maßband immer ihren Platz behalten werden, schafft die digitale Transformation neue Maßstäbe – und Herausforderungen.

Viele Firmen stehen noch am Anfang der digitalen Reise, besonders im Vertrieb, wo persönlicher Kontakt und Handschlagqualität bisher den Ton angaben. Doch die Erwartungen der Kund:innen entwickeln sich weiter, angetrieben von einer Welt, in der nahezu alles mit wenigen Klicks konfigurierbar und personalisierbar ist. Wie also können Unternehmen der Bau- und Bauelemente-Branche diesen Wandel annehmen und nutzen, um nicht nur zu überleben, sondern zu florieren? Und warum besteht für diese Unternehmen so dringender Handlungsbedarf? Genau darum geht’s in diesem Artikel.
 

Was ist ein Konfigurator

Definition und Erklärung

Zuerst zur Einordnung ein paar Definitionen:
Unter der Baubranche versteht man Produkte und Dienstleistungen rund um zB Gebäude, Infrastruktur, Landschafts- und Gartenbau, Renovierungs- und Umbauarbeitern, etc.

Unter der Bauelementebranche fallen Produkte und Dienstleistungen rund um zB Baustoffe, (Ziegel, Glas, Dämmstoffe, etc.) Fenster und Türen, Fassaden, fest verbaute Möbel und Einrichtungen für Haus und Garten, Sanitär- und Einrichtungsinstallationen, etc.

Dabei ist es unerheblich, ob die Produkte direkt an den Verbraucher, oder an Produktions- oder Dienstleistungsunternehmen verkauft werden. Die Unterschiede liegen lediglich in Umfang, Inhalt und Ausrichtung der Lösungen. Der Einfachheit halber fassen wir in diesem Artikel beide Branchen unter den Begriff „Baubranche“ zusammen.
 

Verschiedene Arten von Konfiguratoren in der Baubranche

Im digitalisierten oder teildigitalisierten Vertrieb gibt es verschiedene Werkzeuge. Man unterscheidet grundsätzlich unter Planungswerkzeugen und Konfiguratoren.

Planungswerkzeuge haben offene Lösungsräume und müssen daher von Expert:innen, den Vertriebsmitarbeiter:innen, bedient werden. 

Konfiguratoren erlauben jedoch nur vorgegebene regelgeprüfte Konfigurationen, und können daher von jedem bedient werden. Unter den Konfiguratoren kann weiters zwischen E-Commerce-Konfiguratoren und Vertriebsunterstützungs-Konfiguratoren unterschieden werden. Die ersteren werden direkt zu einem Teil des Webshops, während die anderen die Vertriebsmitarbeiter:innen im Kundengespräch unterstützen.

Und auch bei den E-Commerce-Konfiguratoren kann unterschieden werden, ob die Kund:innen das Produkt sofort online kaufen können, oder damit eine konkrete Anfrage an das Unternehmen stellen.

Wie Konfiguratoren die Baubranche erobern

Woher kommt die hohe Nachfrage dieser Branche

Die aktuelle Situation

Die Baubranche steht heute vor großen Herausforderungen: Die Selbstkosten steigen besonders stark (Rohstoffpreise, Lieferketten, Inflation, Energie, Tarifsteigerungen des Personals) (siehe Preisentwicklung im Baugewerbe), während andererseits die Nachfrage durch regulatorische Maßnahmen und hohe Zinsen empfindlich sinkt. Das führt unweigerlich zu einem hohen Druck die Kosten zu senken.

Diese Unternehmen suchen daher ganz besonders nach Möglichkeiten die Kosten zu reduzieren, und die Umsätze zu steigern.

Für viele statische Produkte – Produkte, die keine Konfiguration benötigen – wurde in den vergangenen Jahren die Vertriebsdigitalisierung bereits realisiert. Mit Erfolg: Die Vertriebskosten für diese Produkte liegen mittlerweile im niedrigen einstelligen Bereich.

Doch wie sieht es mit konfigurierbaren Produkten aus. Diese sind oft beratungsintensiv und generieren daher viel höhere Kosten. Hersteller vertreiben diese Produkte oft über den Fachhandel, der allein schon, je nach Produkt, eine Marge von 20-40 % braucht (Vertriebsschulungen, Verkaufsmaterial, Kommunikationsaufwand, etc. noch nicht berücksichtig). Da liegt es auf der Hand den Vertriebsprozess durch Digitalisierung vereinfachen zu müssen und zu beschleunigen.

Zeitersparnis für Planung und Design

Konfiguratoren können ohne Umwege direkt von den Verbraucher:innen online bedient werden kann.
Vorteile:

  • Kund:innen bekommen sofort eine Lösung
  • Teach the Customer: Kund:innen bekommen alle ihre Fragen sofort beantwortet (Preis, Ausgestaltung, Möglichkeiten, Darstellung SEINES Produktes, Lieferzeit, etc.)
  • Produkt kann deutlich günstiger angeboten werden, wenn der Hersteller die Vertriebskostenreduktion weitergibt 
  • Dadurch ist der Hersteller konkurrenzfähiger

Nachteile:

  • Erstellung des Konfigurators ist mit Anstrengungen verbunden (Konzeption, Standardisierungen, Datenbeschaffung, Finetuning)

Geschwindigkeit siegt:
Darüber hinaus ist es für ein Unternehmen aber auch wichtig, das Leistungsangebot laufend auf die Anforderungen der Kund:innen abzustimmen. Dazu braucht der Hersteller das Feedback der Kund:innen. Das funktioniert beim digitalisierten Vertrieb sehr einfach. Hier liegen dem Hersteller die Analysedaten des Konfigurationsverhaltens der Kund:innen vor. Somit kann der Hersteller reagieren und laufend sein Produkt auf seine Zielgruppe anpassen. Und sobald der Hersteller diese Produktinnovationen ausrollen möchte, zeigt sich ein weiterer Vorteil des digitalen Vertriebs: Produktänderungen können sehr schnell im Konfigurator umgesetzt werden. Es sind keine Produktschulungen notwendig, weil die Anwender:innen (Verkäufer oder Verbraucher) durch den Konfigurator alle Produkteigenschaften und -besonderheiten kennenlernen. Auch Preisänderungen, neue Farben, Materialien oder Aktionen können täglich vorgenommen werden. Es reduzieren sich daher nicht nur die direkten Vertriebskosten, sondern auch die Vertriebsaufwendungen bei der Einführung von Produktinnovationen.
 

Individualisierungsmöglichkeiten / individuelle Anpassungsmöglichkeiten

Nur durch die notwendige Standardisierung des Produktes können die Skalierungsmechanismen im Vertrieb und in der Umsetzung genutzt werden. Das bedeutet keinesfalls, dass das Produkt starr und unflexibel ist. Es bedeutet aber, dass bereits in der Produktentwicklung alle Variationen und Ausprägungen mit allen Konsequenzen (Preis, Kombinatorik, Visualisierung, etc.) definiert werden müssen, und das kann für Produkte der Baubranche – wie zB ganze Häuser – eine Herausforderung sein. Aber es lohnt sich.


Verbesserung des Vertriebsprozesses

Durch die Digitalisierung ändert sich in den meisten Fällen auch der Vertriebsprozess an sich. Grundsätzlich beginnt jeder Vertriebsprozess bei den Kund:innen in dem Augenblick, indem sie sich entscheiden eine Lösung zu suchen. Diese Suche startet heute fast ausschließlich online. Wenn die Kund:innen dann auf der Website des Produktherstellers oder Händlers landen, beginnen sie sich über das Produkt zu informieren. Ab hier ändert sich nun die Customer Journey. 

Während Kund:innen im herkömmlichen Vertriebsprozess den Hersteller/Händler kontaktieren, steigen Kund:innen jetzt in den Produktkonfigurator der Website ein. Und hier können sie sofort das Produkt gestalten und kennen lernen. Sie können die Konfiguration speichern, und zu einem späteren Zeitpunkt weitermachen. Die Information, die der Konfigurator laufend den Kund:innen präsentiert, ist gleichzusetzen einem laufend aktualisierten Produktangebot. Nur dass dieses nicht wiederholt zeitaufwendig neu erstellt werden muss, sondern dass die Kund:innen es laufend und sofort vor sich sehen. Und sobald der Konfigurator alle Fragen der Kund:innen beantwortet hat, und der Lösung den Kundenanforderungen entsprechen, können die Kund:innen das Produkt sofort online bestellen.

Anders als im herkömmlichen Vertriebsprozess fallen bis hierher keine Personal- und Beratungskosten an.
 

Fehlerminimierung und verbesserte Genauigkeit

Sobald die Kund:innen online bestellt haben, beginnt die Bestellphase des Vertriebsprozesses. Nachdem der Auftrag bereits aufgrund des geschlossenen Lösungsraumes und der technischen Prüfungen durch den Konfigurators schon volldefiniert ist, kann ab hier auch die Produktionseinsteuerung vollautomatisiert werden. Dadurch entfallen auch manuelle Auftragsvorbereitungskosten, was zusätzlich auch die Fehlerrate reduziert und die Fehlerkosten senkt.

Das bedeutet, dass der Vertriebsprozess nicht nur deutliche Kosteneinsparungen bei der Produktfindung und -gestaltung mit den Kund:innen bewirkt, sondern auch Kosteneinsparungen auf Herstellerseite auslöst.

Wie Konfiguratoren die Baubranche erobern

Erfolgreiche Konfigurator Projekte aus Baubranche

Hier sind einige unserer Kund:innen, die diese Vertriebsdigitalisierung bereits erfolgreich umsetzen:

  • Die Firma Bückeburger stellt Hallenbüros für zB Produktionshallen her. Durch den Konfigurator können deren Kund:innen schon sehr früh das Produkt kennenlernen und gestalten. Dadurch erhält Bückeburger mehr Anfragen (Leads), die gleichzeitig auch eine höhere Qualität (Conversionrate) haben.
  • Die Firma Pieno stellt Premium-Haustüren her. Der Produktkonfigurator wird nicht nur im Webshop zur Direktbestellung verwendet, sondern dient auch in Schauräumen zur Vertriebsunterstützung. Pieno setzt den Konfigurator als zentrales Element im Vertriebsprozess ein, und hat bereits eine 10 %ige Kostenreduktion im Vergleich zum herkömmlichen Vertrieb erreicht.
  • Die Firma Barbecue Kitchen vertreibt Gartenküchen. Seit Einführung des Konfigurators hat sich die Customer Journey tiefgreifend geändert: Statt wie früher mit dem Vertrieb das Produkt manuell zu gestalten, zu berechnen und zu bestellen, erledigen diese Aufgaben nun die Kund:innen mithilfe des Konfigurators selbst. Und das läuft so erfolgreich, dass sich Barbecue Kitchen entschieden hat, nur noch diesen direkten Vertriebsweg anzubieten.

 

Highlights durch den Einsatz eines Konfigurators in der Baubranche

In dieser Branche sind folgende Möglichkeiten des Konfigurators besonders gefragt:

  • Augmented Reality (AR): Kund:innen wollen sehen, was sie kaufen. Mit AR können sie schon vorab das konfigurierte Produkt virtuell am vorgesehenen Ort sehen und von allen Seiten betrachten.
  • Automatische Generierung von Stücklisten: Damit ist es einfach die Produktionssteuerung zu automatisieren. Der Konfigurator ermittelt alle Produktionsdaten und übergibt diese an das Produktionssystem (WaWi, ERP, PPS, etc.). Das spart Kosten, und eliminiert Bearbeitungsfehler
  • Interaktive 3D-Grafik: Schon während die Kund:innen das Produkt gestalten, sehen sie sofort genau, wie das Produkt aussehen wird. Das schafft Sicherheit und Vertrauen auch genau das zu bekommen, was sie konfiguriert haben. Zusätzlich kann die 3D-Grafik auch beratend eingesetzt werden: Die Kund:innen lernen, welche Auswirkungen die Konfigurationsparameter haben, und können auch durch zB animierte Grafiken das Verhalten des Produktes genau erkennen.
  • Geprüfter Lösungsraum: Anders als bei Planungssoftware erlaubt der Konfigurator nur technisch korrekte Konfigurationen. Die Anwender:innen dürfen darauf vertrauen, dass alles was sie im Konfigurator gestalten auch lieferbar und korrekt ist. 
Wie Konfiguratoren die Baubranche erobern

Fazit und Zukunftstrends

Konfiguratoren revolutionieren die Baubranche durch Digitalisierung und Effizienzsteigerung. Sie bieten personalisierte Lösungen, reduzieren Vertriebskosten und verbessern die Kundenerfahrung. Dabei sind folgende Trends erkennbar:

  • Erweiterte Personalisierung: Fortschrittliche Konfiguratoren bieten mehr Optionen und Flexibilität.
  • Einsatz von AR und VR: Für ein realistischeres Kundenerlebnis bei der Projektgestaltung.
  • Automatisierte Produktion: Direkte Anbindung von Konfiguratoren an Produktionsprozesse für effizientere Umsetzung.
  • Ökologische Nachhaltigkeit: Förderung umweltfreundlicher Bauprodukte.
  • Nutzung von Datenanalysen: Verbesserung der Produktangebote basierend auf Kundenfeedback.
  • Mobile Plattformen: Zugänglichere und benutzerfreundlichere Konfigurationsplattformen.

Konfiguratoren sind zentral für die digitale Transformation und werden weiterhin maßgeblich die Entwicklung in der Baubranche prägen.


Möchten Sie mit Expert:innen darüber sprechen, ob Ihr Produkt oder Ihr Unternehmen für die Implementierung eines Konfigurators geeignet ist? Wir stehen Ihnen gerne für ein unverbindliches Gespräch zur Verfügung.